Auf Grund des § 11 Abs. 1 Satz 2 des Behindertengleichstellungsgesetzes vom 27.
April 2002 (BGBl. I S. 1467) verordnet das Bundesministerium des Innern im
Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung:
§ 1
Sachlicher Geltungsbereich
Die Verordnung gilt
für:
Internetauftritte und -angebote, Intranetauftritte und -angebote,
die öffentlich zugänglich sind, und mittels Informationstechnik realisierte
graphische Programmoberflächen, die öffentlich zugänglich sind, der Behörden der
Bundesverwaltung.
§ 2
Einzubeziehende Gruppen behinderter
Menschen
Die Gestaltung von Angeboten der Informationstechnik (§ 1) nach
dieser Verordnung ist dazu bestimmt, behinderten Menschen im Sinne des § 3 des
Behindertengleichstellungsgesetzes, denen ohne die Erfüllung zusätzlicher
Bedingungen die Nutzung der Informationstechnik nur eingeschränkt möglich ist,
den Zugang dazu zu eröffnen.
§ 3
Anzuwendende Standards
Die
Angebote der Informationstechnik (§ 1) sind gemäß der Anlage zu dieser
Verordnung so zu gestalten, dass alle Angebote die unter Priorität I
aufgeführten Anforderungen und Bedingungen erfüllen und zentrale Navigations-
und Einstiegsangebote zusätzlich die unter Priorität II aufgeführten
Anforderungen und Bedingungen berücksichtigen.
§
4
Umsetzungsfristen für die Standards
Die in § 1 dieser Verordnung
genannten Angebote, die nach Inkrafttreten dieser Verordnung neu gestaltet oder
in wesentlichen Bestandteilen oder größerem Umfang verändert oder angepasst
werden, sind gemäß § 3 dieser Verordnung zu erstellen. Mindestens ein
Zugangspfad zu den genannten Angeboten soll mit der Freischaltung dieser
Angebote die Anforderungen und Bedingungen der Priorität I der Anlage zu dieser
Verordnung erfüllen. Spätestens bis zum 31. Dezember 2005 müssen alle
Zugangspfade zu den genannten Angeboten die Anforderungen und Bedingungen der
Priorität I der Anlage dieser Verordnung erfüllen.
Angebote, die vor
Inkrafttreten dieser Verordnung im Internet oder im Intranet (§ 1 Nummer 2)
veröffentlich wurden, sind bis zum 31. Dezember 2003 gemäß § 3 dieser Verordnung
zu gestalten, wenn diese Angebote sich speziell an behinderte Menschen im Sinne
des § 3 Behindertengleichstellungsgesetz richten.
Soweit nicht Absatz 2
gilt, sind die Angebote, die vor Inkrafttreten dieser Verordnung im Internet
oder Intranet (§ 1 Nummer 2) veröffentlicht wurden, bis zum 31. Dezember 2005
gemäß § 3 dieser Verordnung zu gestalten.
§
5
Folgenabschätzung
Die Verordnung ist unter Berücksichtigung der
technischen Entwicklung regelmäßig zu überprüfen. Sie wird spätestens nach
Ablauf von drei Jahren nach ihrem Inkrafttreten auf ihre Wirkung
überprüft.
§ 6
Inkrafttreten
Diese Verordnung tritt am Tag
nach ihrer Verkündung in Kraft.Glossar
Applet
Kurz für "Application". Meist in der Programmiersprache Java verfasstes,
in ein Internetangebot eingefügtes Programm.
ASCII-Zeichnungen
"American Standard Code For Information Interchange"; ein Zeichensatz,
der es erlaubt nummerischen Werten (Bytes) Zeichen der gebräuchlichen
Schriftsprache zuzuordnen. ASCII-Zeichnungen sind Bilder, die durch die
Kombination von Zeichen und Symbole des ASCII-Zeichensatzes entstehen (z.B.
Emoticons).
Assistive Technologien
Software oder Hardware, die speziell entwickelt wurde, um behinderten
Menschen bei ihren täglichen Aktivitäten zu helfen. Assistive Technologien sind
z. B. Rollstühle, Lesegeräte, Geräte zum Greifen usw.
Gängige assistive Technologien im Bereich der Vermittlung von
Internetinhalten sind Screenreader,
Bildschirmlupen, Sprachgeneratoren und Spracheingabe-Software, die in
Verbindung mit grafischen Desktop-Browsern (neben anderen Benutzeragenten)
eingesetzt werden. Assistive Hardware-Technologien sind u.a.
alternative Tastaturen und Zeigegeräte.
Attributwert
Befehle in Programmiersprachen können zusätzliche Angaben zur
Beschreibung des Befehls in Form von Attributen enthalten. Diese Attribute
können durch Wertangaben näher bestimmt werden.
Ausgabegerät
Stellt der Nutzerin, dem Nutzer die verarbeiteten Daten zur Verfügung.
Beispiele für Ausgabegeräte sind
Monitore, Drucker, Lautsprecher oder Braille-Zeilen.
Benutzeragent
Software zum Zugriff auf Internetinhalte; dies umfasst grafische
Desktop-Browser, Text-Browser, Sprach-Browser, Mobiltelefone, Multimedia-Player
und manche assistive Software-Technologien, die in Verbindung mit Browsern
verwendet werden, wie etwa Screenreader, Bildschirmlupen und
Spracherkennungssoftware.
Benutzerschnittstellen
Ermöglichen Eingaben der Nutzerin, des Nutzers und legen deren
Darstellung fest.
Browser
Programm, dass den Zugriff auf und die Darstellung von Angeboten im
Internet erlaubt.
Button
Mittels Grafiken dargestellte Schaltflächen.
Client, clientseitig
Softwareprogramm in Netzwerken, in der Regel auf dem lokalen Computer der
Nutzerin, des Nutzers, das von Servern bereitgestellte Dienste in Anspruch
nimmt. Clients fordern entweder Daten von Servern an (z.B.
Browser) oder versenden Daten an Server (z.B. E-Mail). Clientseitig ist eine
Funktionalität dann, wenn sie auf dem Client ausgeführt wird.
Dynamische Inhalte
Sammelbegriff für verschiedenartige Mechanismen, Inhalte während ihrer
Anzeige dynamisch zu ändern, entweder automatisch oder durch Einwirken der
Nutzerin, des Nutzers.
Eingabegerät
Ermöglicht die Interaktion mit dem elektronischen Medium. Beispiele für
Eingabegeräte sind Tastaturen, Computer-Mäuse, Blindenschriftgeräte, Kopfstäbe
oder Mikrophone.
Event-Handler
"Ereignis-Behandler", werden meist als Attribute in Befehlen der
HTML-Programmiersprache notiert und lösen bei Aktivierung durch die Nutzerin,
den Nutzer eine vordefinierte Reaktion, in der Regel ein weiteres Programm
(z.B. ein Script), aus.
Frames
Definierbare Segmente, die den Anzeigebereich eines Browsers aufteilen.
Jedes Anzeigesegment kann eigene Inhalte enthalten.
GIF
"Graphics Interchange Format"; ein Dateiformat zur Darstellung von
Grafiken. Animierte GIFs enthalten in einer Datei mehrere Grafiken, die
nacheinander angezeigt werden und dadurch den Eindruck von Bewegung vermitteln.
HTML
Siehe "Markup-Sprache"
Hyperlink
Verweis in einem elektronischen Dokument auf ein beliebiges Verweisziel.
Das Verweisziel kann sich in jeder über den elektronischen Datenaustausch
erreichbaren Quelle befinden.
Imagemaps
Verweis-sensitive Grafiken; Grafiken, die in Regionen mit zugeordneten
Aktionen unterteilt wurden. Die Betätigung einer aktiven Region löst eine Aktion
aus.
Linearisierte Tabelle
Ein Verfahren der Tabellendarstellung, bei der die Inhalte der Zellen zu
einer Folge von Absätzen werden. Die Absätze erscheinen in derselben
Reihenfolge, in der die Zellen im ursprünglichen Dokument definiert sind.
Markup-Sprache
"Auszeichnungssprachen"; Kategorie von Programmiersprachen, die z.B. HTML
(Hyper Text Markup Language) oder XML (Extensible Markup Language) umfasst.
Auszeichnungssprachen basieren auf der in der ISO-Norm 8879 festgelegten SGML
(Standard Generalized Markup Language). Sie dienen, in ihren spezifischen
Anwendungsgebieten, zur logischen Beschreibung von Inhalten, zum Datenaustausch
oder zur Definition
weiterer Auszeichnungssprachen.
Metadaten
Informationen über die verwendeten Daten oder Inhalte.
Multimedia
Die Verbindung mehrerer Medien wie Text, Bild, Ton oder dreidimensionaler
Simulation zu einer geschlossenen elektronischen Präsentation.
Natürliche Sprache
Gesprochene, geschriebene, oder durch Zeichen dargestellte Sprachen wie
Deutsch, aber auch Gebärdensprache oder Blindenschrift.
Pop-Ups
Neu erscheinender Anzeigebereich bzw. Fenster. Durch die Nutzerin, den Nutzer
in der Regel nicht zu steuernder Prozess.
Script
In einer speziellen Programmiersprache ("Script-Sprache" wie z.B.
JavaScript) verfasstes Programm.
Server, serverseitig
Softwareprogramm, das auf einem Hostrechner ausgeführt wird und in
Netzwerken anderen Rechnern, auf denen Clientsoftware ausgeführt wird, Dienste
(z.B. Websites, E-Mail) zur Verfügung stellt. Serverseitig ist eine
Funktionalität dann, wenn sie auf dem Server ausgeführt wird.
Sitemap
Gesamtübersicht über den Aufbau eines Internetangebots.
Stylesheet, Stylesheet-Property-Wert
CSS (Cascading Stylesheets) ist eine Ergänzungssprache zu HTML, die die
Spezifizierung der Präsentation eines Dokumentes ermöglicht. Sie erlaubt das
beliebige Formatieren einzelner HTML-Elemente oder das Definieren
zentraler Formate in Dokumenten. Property-Werte enthalten Wertzuweisungen für
die festgelegten Formate.
Tabellarische Daten
Tabellen, die dazu verwendet werden, logische Beziehungen zwischen Daten
zu repräsentieren, enthalten tabellarische Daten. Den Gegensatz hierzu bilden
Tabellen, die nur der Formatierung bzw. Text- und Bildgestaltung von Dokumenten
dienen.